ADHS-Organisation elpos Schweiz

Therapie

Wie wird ADHS therapiert?

Nach jahrelangen Diskussionen haben auf ADHS spezialisierte Psychiater und Pädiater in Europa und Nordamerika (grösstenteils) übereinstimmende Leitlinien und die multimodale Therapieform zur Behandlung der neurobiologischen Störung entwickelt.

Die drei Bausteine der multimodalen Therapie basieren auf Psychoedukation, Pharmakotherapie und Verhaltens­therapie. Das bedeutet, dass nach individuellem Bedarf sowohl auf der emotional-seelischen Ebene, als auch auf der verhaltens­therapeutischen, pädagogischen und medizinischen Ebene unterstützt werden soll. Die Umsetzung wird je nach Spezialist unterschiedlich gehandhabt und gewichtet. Was dabei wichtig ist: Die Familie mit ADHS braucht für eine erfolgreiche Therapie in jedem Fall ein gut funktionierendes Netzwerk!

Multimodale Therapie

Mit der Psychoedukation wird ein umfassendes Bild von ADHS vermittelt. Grundsätzlich geht es um erste Massnahmen und Verständnis. Die Psychoedukation hilft, mit ADHS besser umzugehen.

Man geht davon aus, dass je besser das Umfeld ADHS versteht, desto besser können alle mit dem ADHS umgehen. Bei Kindern wird deshalb oft das schulische Umfeld mit einbezogen, ebenso die Eltern, beispielsweise mit einem Elterntraining. Auch werden praktische Massnahmen für den Alltag mitgegeben, zum Beispiel Achtsamkeitsübungen oder Hilfen für die Familien-Struktur.

Psychoedukation heisst auch, ein Umfeld zu schaffen, welches Menschen mit ADHS beispielsweise mehr Ruhe ermöglicht. Hier werden der Mensch und sein Umfeld individuell angeschaut und konkrete Massnahmen angepackt. 

Nebst der Psychoedukation gehört auch eine therapeutische Intervention zum multimodalen Ansatz. Als Entscheidungsgrundlage dient hierfür die Frage nach dem Leidensdruck. Wo sind momentan die grössten Herausforderungen und «Energiefresser» im Familiensystem auszumachen?

Je nach Thema kann eine Verhaltenstherapie hilfreich sein. Dabei lernen Menschen mit ADHS das Denken, Fühlen und Handeln zu lenken. Eine tiergestützte Therapie, Ergotherapie, eine Lerntherapie, ein Sozialtraining oder ein Coaching für das Kind oder die ganze Familie kann helfen, in die Selbstwirksamkeit zu kommen und Handlungsplanung zu erlernen. Es ist wichtig, dass die therapeutische Intervention zu dem Kind und der Familie passt und ein langfristiges Vertrauensverhältnis entstehen kann.

Zur multimodalen Therapie können auch Medikamente gehören. Diese werden ausschliesslich durch entsprechend ausgebildeten ärztlichen Fachpersonen eingesetzt. Ausserdem ist eine ausführliche Rücksprache und Einwilligung durch Eltern und Kind Voraussetzung.

Wichtig ist auch, dass das Medikament richtig eingestellt ist, weshalb die Einnahme immer von medizinischen Fachpersonen begleitet werden muss. Richtig eingestellte Medikamente bei ADHS verändern nicht die Persönlichkeit, sie unterstützen dabei, die Aufmerksamkeit zu verbessern. Die innere Unruhe und äussere Hyperaktivität soll verringert werden. Für einige Menschen kann diese Therapie den Weg für weitere Therapien ebnen und die Lebensqualität erhöhen.

80 Prozent an positiven Einflüssen wird jedoch über die Beziehungsebene erreicht (Paul Watzlawick). Deshalb ist bereits im Vorschulalter ein Elterntraining sehr hilfreich und wirksam. Hier wird vermittelt, wie mit dem Kind kommuniziert werden soll, welche Strukturen und Regeln es braucht, um mit der Reizüberflutung umgehen zu können oder aus der negativen Verhaltensspirale heraus zu finden.

Verständnis, Liebe und der Glaube an unsere Kinder und Jugendlichen sind heilsam. Und es liegt an uns allen, ihr positives Potenzial zu entdecken und zu fördern.

Stöbern Sie in unseren Veranstaltungen und finden Sie das passende Coaching für Sie. 

ADHS ist selbst keine Krankheit sondern eine Anlage, die zu Störungen und Konflikten führen kann, wenn die individuellen Möglichkeiten, Denk- und Gefühlsmuster und Verhaltensweisen nicht mehr zu den eigenen und äusseren Erwartungen passen. Wenn diese Unvereinbarkeit nicht mehr lösbar wird und Leiden verursacht, kann eine Therapie erforderlich werden.

Häufig ist eine psychiatrische Behandlung nötig, weil Folgeerkrankungen auftauchen. Deren Behandlung kann zielgerichteter durchgeführt werden, wenn die ADHS-Anlage erkannt wurde und einbezogen werden kann.

Grundsätzlich kann und soll die ADHS-Anlage nicht beseitigt werden. Die wichtigste Grundlage der Therapie ist das Verständnis für das eigene Wesen und der akzeptierende Umgang damit. Der Aufbau von geeigneten Strategien zum Umgang mit speziellen Problemen wie Desorganisation, Impulsivität und Gefühlsschwankungen ist der nächste Schritt.