ADHS-Organisation elpos Schweiz

Symptome & Diagnose (Infos für Eltern)

Diagnose Kinder und Jugendliche

Die aktuellen diagnostischen Kriterien nach DSM-5

(DSM = Diagnostisches und Statistisches Handbuch psychischer Störungen der US-Psychiatrischen Vereinigung)

  • Vorwiegend unaufmerksam
  • Vorwiegend hyperaktiv-impulsiv
  • Kombiniertes (klinisches) Erscheinungsbild

Zur Erteilung der Diagnose müssen die Symptome bereits im Kindesalter (bis 12 Jahre) auftreten, mindestens 6 Monate vorliegen und in zwei oder mehreren Lebensbereichen (Familie, Schule etc.) zu beobachten sein. Ausserdem dürfen sie nicht durch eine andere psychische Störung besser erklärt werden können.

  • Kann oftmals seine Aufmerksamkeit nicht auf Details richten oder macht Flüchtigkeitsfehler bei den Schularbeiten, bei Hausaufgaben oder anderen Aktivitäten.
  • Hat oft Schwierigkeiten, längere Zeit die Aufmerksamkeit bei Aufgaben oder Spielaktivitäten aufrechtzuerhalten.
  • Scheint oft nicht zuzuhören, wenn andere sie/ihn ansprechen.
  • Führt häufig Anweisungen anderer nicht vollständig durch und kann Schularbeiten, andere Arbeiten oder Pflichten am Arbeitsplatz nicht zu Ende bringen (nicht aufgrund oppositionellen Verhaltens oder Verständigungsschwierigkeiten).
  • Scheint oft nicht zuzuhören, wenn andere sie/ihn ansprechen.
  • Hat oft Schwierigkeiten, Aufgaben und Aktivitäten zu organisieren.
  • Vermeidet häufig oder hat eine Abneigung gegen Aufgaben, die eine länger andauernde, geistige Anstrengung erfordern (Mitarbeit im Unterricht, Hausaufgaben).
  • Verliert häufig Gegenstände, die sie/er für Aufgaben oder Aktivitäten benötigt (z. B. Spielsachen, Hausaufgabenhefte, Stifte, Werkzeug).
  • Lässt sich öfters durch äussere Reize ablenken.
  • Ist bei Alltagstätigkeiten immer wieder vergesslich.
  • Zappelt häufig mit Händen oder Füssen oder rutscht auf dem Stuhl herum
    Steht in der Klasse oder in anderen Situationen, in denen Sitzenbleiben erwartet wird, oft auf.
  • Läuft umher oder klettert exzessiv in Situationen, in denen dies unpassend ist (bei Jugendlichen oder Erwachsenen kann dies auf ein subjektives Unruhegefühl beschränkt bleiben).
  • Hat oft Schwierigkeiten, ruhig zu sprechen oder sich mit Freizeitaktivitäten ruhig zu beschäftigen.
  • Hat oft Schwierigkeiten, Aufgaben und Aktivitäten zu organisieren.
  • Ist häufig «auf Achse» oder handelt, als wäre er/sie «getrieben».
  • Redet oftmals übermässig viel.
  • Platzt häufig mit den Antworten heraus, bevor die Frage zu Ende gestellt ist.
  • Kann nur schwer warten, bis sie/er an der Reihe ist.
  • Unterbricht und stört häufig (platzt z. B. in Gespräche und Spiele anderer hinein).

Abklärung von ADHS bei Kindern und Jugendlichen

Eine Übersicht der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich

Wann und durch wen wird eine Abklärung durchgeführt?

Obwohl ADHS häufig vorkommt, ist die Diagnosestellung anspruchsvoll. Eine Abklärung sollte durchgeführt werden, wenn ADHS-typische Verhaltensauffälligkeiten – Hyperaktivität, Impulsivität, und/oder Unaufmerksamkeit – im Alltag mit funktionalen Einschränkungen einhergehen. Normalerweise sollte die ADHS-Diagnose durch eine speziell dafür ausgebildete Fachperson erfolgen.  Das sind in erster Linie Kinder- und Jugendpsychiater*innen und -Psycholog*innen, sowie Kinderärzt*innen.

Wer definiert, was „ADHS“ ist?

Psychische Störungsbilder werden von internationalen Fachorganisationen wie der „World Health Organisation“ (WHO) definiert. In der Schweiz wird die Internationale Klassifikation der Störungen (engl. International Classification of Disease (ICD)) verwendet.  Durch anerkannte Kriterien wird sichergestellt, dass tatsächlich alle dasselbe meinen, wenn sie von ADHS sprechen. Alle 10 bis 20 Jahre werden die Störungsdefinitionen aktualisiert. Zur Zeit befinden wir uns im Übergang der Gültigkeit der Version ICD-10 zu ICD-11.  Nach ICD-11 verändert sich die Definition der ADHS etwas; z. B. ist ADHS ohne Hyperaktivität (früher „ADS“) jetzt eine Unterform von ADHS („ADHS, vorwiegend unaufmerksam“).

Wer legt fest, wie man ADHS diagnostiziert?

Die meisten Fachpersonen orientieren sich an „Leitlinien“, die von medizinischen Fachgesellschaften erstellt werden (z.B. AWMS Leitlinie S3 zur Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter). Darin werden Empfehlungen gegeben für das Vorgehen bei Diagnostik und Therapie. 

Aufbau der diagnostischen Untersuchung: Befragung von Eltern/Bezugspersonen und Kind

Wichtigster Teil der Untersuchung ist das gemeinsame Gespräch mit den Eltern und dem Kind. Je nach Alter des Kindes kann manchmal ein Teil des Gesprächs nur mit den Eltern oder nur mit dem Jugendlichen erfolgen. Gefragt wird nach den aktuellen Verhaltensproblemen und den typischen Situationen, in denen das Problemverhalten auftritt, sowie nach dem Leidensdruck aller Beteiligten. Es werden lebensgeschichtliche Ereignisse und Entwicklungsschritte des Kindes erfragt. Dazu gehört auch die Situation des Kindes in der Familie oder im Kindergarten bzw. in der Schule. Ziel ist es, ein umfassendes Bild des Kindes in seiner Lebensumwelt zu erhalten, einschliesslich Schwächen und Stärken und bisherigen Unterstützungsangeboten.

Ausschluss von anderen Ursachen (Differentialdiagnose)

Es sollte untersucht werden, ob die ADHS-Symptome vielleicht durch eine andere Störung ausgelöst werden, die dann anders behandelt werden müsste als eine ADHS. Es können dazu z.B. eine körperliche Untersuchung des Kindes erforderlich sein (bspw. Hör- und Sehtests), Laboruntersuchungen, neurologische Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren wie MRT (Magnet-Resonanz-Tomographie) oder eine Hirnstrommessung mit klinischem EEG (Elektroenzephalogramm) zum Ausschluss einer Epilepsie.  Zur eigentlichen ADHS-Diagnose kann aber keines dieser Verfahren sinnvoll eingesetzt werden; diese Abklärungen dienen lediglich zum Ausschluss anderer Störungen.  

Abklären von Begleitstörungen

Fachpersonen klären ausserdem ab, – im Gespräch, mit Fragebogen und/oder Tests -, ob zusätzlich zur ADHS noch andere Probleme vorliegen, was häufig vorkommt (etwa 60% der Fälle). Oft gehen Fachpersonen dazu systematisch eine Liste von psychischen Problemen durch, damit sie Störungen erfassen können, die nicht spontan genannt werden.  Es kommen z.B. Angststörungen oder Depressionen bei ADHS häufiger vor als bei Kindern ohne ADHS.  Das gilt auch für Lernstörungen, wie z.B. Dyslexie.

Fragebogenverfahren

Viele Fachpersonen setzen ADHS-Fragebogenverfahren ein, die von den Eltern, Lehrpersonen und, je nach Alter, von dem betroffenen Kind selbst ausgefüllt werden. Dabei wird systematisch nach den für ADHS relevanten Problemen gefragt (z.B. „ist zappelig“), wobei auch der Schweregrad der Probleme angegeben wird (z.B. von 1 („trifft gar nicht zu“) bis 4 „(trifft völlig zu“)).  Es ist sehr wichtig, vergleichbare Angaben von unterschiedlichen Personen zu erhalten, da sich das Kind je nach Situation (zuhause, in der Schulklasse) anders verhalten kann. 

Testpsychologische Untersuchungen

Testpsychologische Untersuchungen werden eingesetzt, um Leistungsprobleme und -Stärken zu erfassen. Dabei sind die Eltern normalerweise nicht anwesend, damit sich die Kinder nicht durch deren Anwesenheit beeinflussen lassen. Meist wird zunächst ein Test zum allgemeinen Leistungsniveau (Intelligenztest) durchgeführt, der sich aus mehreren Untertests zu unterschiedlichen Fähigkeiten zusammensetzt. Weitere Testverfahren, auch am Computer, z.B.  zur Aufmerksamkeit oder Selbstkontrolle, werden nach Bedarf verwendet.  

Fremdbefragung

Um zu überprüfen, wie sich ADHS-Symptome in der Schule (dem Kindergarten) zeigen, gehört eine Befragung der wichtigsten Lehrperson(en) in der Regel zur Diagnostik dazu, natürlich mit Einverständnis der Eltern.  Manchmal ist auch ein Unterrichtsbesuch erforderlich, um ein besseres Bild zu erhalten. 

Eine sorgfältige Abklärung ist die Voraussetzung für die Behandlung, da jeder Fall von ADHS individuell betrachtet und behandelt werden sollte.

Autoren: Dr. Anna Werling, Dr. Belén Rubio, Prof. Dr. Renate Drechsler

Diagnose bei Verdacht auf ADHS

ADHS – was nun?

Nach der Diagnose von ADHS stellt sich die Frage, wie man damit umgehen soll. Der Leporello und die Broschüre sind hier, um zu informieren und zu unterstützen. Die enthaltenen Tipps sollen bei den nächsten Schritten und im Alltag helfen.

elpos Zürich – ADHS: Tipps für den Alltag

ADHS – was nun? Tipps für den Alltag

elpos Zürich – ADHS, was nun?

ADHS – was nun? Erste Antworten auf wesentliche Fragen

Veranstaltungen für Eltern von Kindern mit ADHS
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